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Nach der Insolvenz: Jetzt spricht der Sachse-Bäcker-Geschäftsführer

David Haack soll mit viel Geld nach Australien ausgewandert sein oder nur noch für Großkunden backen. Er hat lange geschwiegen, nun erzählt er, wie es ihm nach der Insolvenz geht und was er macht.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht David Haack
Von der Backstube in die Insolvenz: David Haack will der Branche trotzdem treu bleiben. Quelle: Daniel Förster

Heike Sabel

Dohna. David Haack ist mit 38 Jahren ganz oben gewesen und fast ganz unten. Er war der junge Bäcker, der Kalender-Model wurde, Geschäftsführer war und schließlich 2020 die Dohnaer Bäckerei Sachse übernahm. Er wollte viel, hat einiges geschafft und nun alles verloren. Trotzdem verkriecht er sich nicht. Auch nicht mit viel Geld nach Australien, wo ihn Gerüchte-Verbreiter schon gesehen haben wollen.

Im Juli schlossen von einem Tag auf den anderen alle neun Standorte, einschließlich des Hauptsitzes mit der Bäckerei in Dohna. Inzwischen ist das Insolvenzverfahren eröffnet. Voriges Jahr hatte es schon eine Insolvenz in Eigenverwaltung gegeben. Es seien leider sehr viele Faktoren zusammengekommen, sagt Haack. Nicht nur die typischen Gründe in der heutigen Zeit, wie allgemeine Preissteigerungen. Insolvenzverwalter Henry Girbig spricht auch von veralteten Maschinen. Haack selbst will die Gründe nicht genau beschreiben. Seit Juli schwieg er ganz. Jetzt spricht er zum ersten Mal über das, was geschehen ist und wie es ihm geht.

„Die Bäckerei war nicht mehr zu retten“

Er habe sehr lange für die Bäckerei gekämpft. „Sie hat mir alles bedeutet, deshalb habe ich auch bis zum Schluss alles versucht. Nicht nur für mich, sondern auch für mein ganzes Team.“ Die Mitarbeiter hätten bis zum letzten Tag alles für die Bäckerei und die treuen Kunden gegeben. „Darauf und auf jeden Einzelnen bin ich sehr stolz und dafür möchte ich mich bedanken.“ Das schnelle Aus war für die Mitarbeiter ein Schock und hart. Er begründet es unter anderem mit dem Zahlen der Löhne. Er wäre sonst Gefahr gelaufen, dies nicht mehr zu können. „Das wollte ich in keiner Weise. Jeder Mitarbeiter sollte sein Geld bekommen bis zum Schluss. Dies war mir immer das Wichtigste und es ging zum Glück alles auf.“ Mehr sei nicht möglich gewesen, die Bäckerei nicht mehr zu retten.

Insolvenzverwalter: Faire Entscheidung

Die Bäckerei hatte bereits voriges Jahr wirtschaftliche Probleme. Die Insolvenz in Eigenverwaltung ermöglichte den Weiterbetrieb. Gleichzeitig erhielten die Mitarbeiter in der kritischsten Zeit Insolvenzgeld. Dieses Insolvenzverfahren war jedoch noch nicht abgeschlossen, die Zeit für das Insolvenzgeld aber aufgebraucht. Deshalb hätten die Mitarbeiter weder Lohn noch Insolvenzgeld erhalten, wenn Haack weitergemacht hätte. Insolvenzverwalter Girbig bezeichnet Haacks Entscheidung deshalb als fair. Vier der neun Filialen wurden inzwischen von Bärenhecke übernommen. Die anderen haben keine Chance, sagt Girbig.

„Ich habe sehr viel verloren. Die Bäckerei Sachse war mir mehr als wichtig und eigentlich hatte ich noch sehr viel vor.“

David Haack – ehemaliger Chef der Bäckerei Sachse

Die Produktionsstätte auf der Dohnaer Müglitztalstraße gehört Haack und wird im Rahmen der Privatinsolvenz verkauft. Durch die erste Insolvenz der Bäckerei habe er sich privat stark verschuldet, um alles aufrechtzuerhalten. „Ich habe damit auch sehr viel verloren, die Bäckerei Sachse war mir mehr als wichtig und eigentlich hatte ich noch sehr viel vor.“

Das Hauptgebäude der Bäckerei Sachse in Dohna, an dem auch gebacken wurde, steht zum Verkauf.
Quelle: Mike Jäger

Kaum war die Insolvenz bekannt, gab es die ersten Gerüchte. Haack habe einfach nur geschlossen, um es sich mit viel Geld gut gehen zu lassen und zum Beispiel nach Australien auszuwandern. Oder er backe weiter, beliefere jedoch nur noch Großkunden. Er kenne diese Gerüchte und wurde auch schon darauf angesprochen. Viele ehemalige Mitarbeiter wurden dadurch im Nachhinein verunsichert, glaubten oder verbreiteten es weiter. „Keiner hat annähernd eine Ahnung, was ich auf mich genommen habe und wie viel Herzblut an der Firma hing. Keinem ist bewusst, worum es geht und gegangen ist. Aber dies ist mittlerweile typisch in der heutigen Zeit, jeder schaut, was der andere tut und jeder weiß alles besser.“

Arbeit in der Bäckereibranche

Es klingt wie eine verbitterte Abrechnung. So aber will Haack es nicht verstanden wissen. „Ich bin ein Kämpfer geblieben und lasse mich auch nicht von vielem Unwissen und üblen Nachreden unterkriegen, ganz im Gegenteil.“ Er wisse, dass es trotzdem für ihn weitergeht. Dabei denke er an seine Frau, seine vier Kinder und sich selbst. „Ich gehe ganz normal arbeiten, wie jeder andere auch.“ Was und wo konkret, mag er nicht sagen, nur so viel, dass es in der Bäckereibranche ist, aber nicht als Bäcker in einer Bäckerei. „Dies könnte ich noch nicht, da das Herz noch zu sehr an meiner Bäckerei hängt.“ Er lerne viel, so wie immer. „Was in Zukunft sein wird, mal schauen. Ideen gibt es viele.“ Dem Bäckerhandwerk will er auf jeden Fall treu bleiben.

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