Leipzig. Ob Mallorca, die Türkei oder die Thailand-Fernreise: Wer sich im Internet auf die Suche nach der nächsten Reise begibt, dürfte früher oder später bei Leipziger Buchungsplattformen landen. Mit „ab-in-den-urlaub.de“ und „Fluege.de“ haben zwei Online-Portale aus der Messestadt den deutschen Reisemarkt im digitalen Zeitalter bereits entscheidend mitgeprägt. Beide Marken gehören zur tschechischen Invia-Group – das Unternehmen hatte die Portale vom insolventen Unister-Konzern übernommen. Acht Jahre ist das inzwischen her, und nun steht die Invia Group erneut vor großen Veränderungen. Das tschechische Unternehmen soll an einen neuen Eigentümer verkauft werden. Geht es nach den Beteiligten, ist das Ziel klar: Entstehen soll eines der größten Reiseunternehmen Europas.
Die geplante Übernahme wurde zum Jahresende bekannt: So haben die Beteiligten eine „Grundsatzvereinbarung“ geschlossen. Als Käufer der Invia Group macht die WP Holding das Rennen, die 100 Prozent der Unternehmensanteile übernehmen will. Die WP ist eine Holdinggesellschaft, die im Internet in den Bereichen Reise, Medien und Konsumentenkredite aktiv ist. Sie ist Eigentümerin des nach eigenen Angaben größten Online-Reisemarktes in Polen (Wakacje.pl) und betreibt mit der Szallas Group Reiseplattformen in Polen, Tschechien, Ungarn und Rumänien.
Investor will für Invia Group 240 Millionen zahlen
Mit der Übernahme der tschechischen Invia Group will die Unternehmensgruppe weiter wachsen. Zu ihr gehören nicht nur die Leipziger Portale „ab-in-den-urlaub.de“ und Fluege.de, sondern auch Buchungsplattformen in Tschechien, Polen, der Slowakei und Ungarn. Die aktuellen Anteilseigner der Invia Group sind die CITIC Europe Holding und die europäische Investmentgruppe Rockaway Capital.
In die Übernahme will die WP Holding fast 240 Millionen Euro investieren. Nach Angaben von WP-Vorstandschef Jacek Świderski ist es „die größte Investition polnischer privater Unternehmen in Deutschland und die fünftgrößte ausländische Übernahme in der Geschichte der polnischen Privatwirtschaft“.
Diese Transaktion eröffnet völlig neue Möglichkeiten, die Geschäftstätigkeit auszubauen und unsere Marktposition in Schlüsselregionen zu stärken. – Boris Raoul, CEO der Invia Group
Behörden müssen Übernahme zustimmen
Für den Kaufabschluss müssen nach Unternehmensangaben einige Bedingungen erfüllt werden: Dazu gehört unter anderem eine Genehmigung des polnischen Amts für Kartellrecht und Verbraucherschutz.
Künftig wollen die Unternehmen der Gruppe Transaktionen im Wert von mehr als 2,5 Milliarden Euro abwickeln, hieß es in einer Mitteilung. Der Invia Group ermögliche der Zusammenschluss, im europäischen Reisemarkt weiterzuwachsen, sagte Invia-Chef Boris Raoul. „Diese Transaktion eröffnet völlig neue Möglichkeiten, die Geschäftstätigkeit auszubauen und unsere Marktposition in Schlüsselregionen zu stärken.“
Reiseportale von Invia zählen zu den bekanntesten in Deutschland
Welche Folgen der Kauf für Kunden haben wird, lässt sich noch nicht vollends bewerten – doch die Richtung scheint klar: Einerseits dürfte das Leipziger Reiseportal „Ab in den Urlaub“ seine Stellung im deutschen Markt weiter festigen. Hierzulande genießt der Anbieter bereits große Bekanntheit: Laut einer Online-Umfrage von Statista Consumer Insights erreichte das Portal im Jahr 2023 eine Markenbekanntheit von 75 Prozent und belegt damit Platz fünf. Die Spitzengruppe wird angeführt durch Check24 (87 Prozent), Booking.com und Tui (beide 86 Prozent), gefolgt von Expedia mit 82 Prozent. Das Leipziger Flugbuchungsportal Fluege.de belegte laut einer Erhebung desselben Instituts Platz vier unter den meistgenutzten Flugportalen in 2024.
Nach der Übernahme durch die WP Group sollen die Kunden andererseits von einem „breitgefächerten Angebot an Reisen“ profitieren, hieß es von den Beteiligten. Dieses umfasse sowohl inländische als auch internationale Reiseziele. Sollte mit dem Kauf tatsächlich eines der größten Reiseunternehmen Europas entstehen, wie es dem Konzern vorschwebt, dürfte sich die Gruppe in einem Wachstumsmarkt breit aufstellen: Bis Ende des Jahrzehnts wird ein weiteres, deutliches Wachstum in Europa erwartet.